Baden Baden, die E80 überzeugt Verwaltung, Anwender und Presse

Die E80 scheint die Erwartungen der Verwaltung und der lokalen Presse in Baden-Baden, einer schönen Kurstadt im Südwesten Deutschlands, zu erfüllen, wie der folgende Artikel des Journalisten Nico Fricke vom "Badischen Tagblatt" nahelegt.

 

Zuverlassig auch an Steilstrecken

 

Baden-Baden - Noch ist der Rampini als erster und bislang einziger Elektrobus ein Exot bei den Verkehrsbetrieben Baden-Baden. Ein Beliebter wohlgemerkt: Seit gut einem Jahr befordert er die Fahrgaste im Linienbetrieb und gehort mittlerweile auch zum Stadtbild. ,,Der E-Bus kommt bei Fahrern und Kunden gut an", zieht Fahrdienstleiter Patrie Lainé eine positive Zwischenbilanz. Wenngleich man sich an die neue Technik erst habe gewohnen mussen: ,,So kann es sein, dass er montags eine groBere Reichweite hat als am Mittwoch", gibt Lainé ein Beispiel und verweist auf die Kapazitat der verbauten Akkus. ,,Je nach Witterung halten die langer oder eben kurzer." Und solche Faktoren mussten in den Fahr- und Umlaufplanen anders als fur dieselbetriebene Busse besonders stark berucksichtigt werden, erklart Lainé. Extrem sind die Bedingungen fur den Elektrobus, als das BT zu Besuch kommt: Zwar strahlt die Sonne vom Himmel, aber das Thermometer zeigt minus sieben Grad Celsius, drauBen liegen Eis und Schnee. Doch wie ein Katzchen schnurrt der Rampini, als Werkstattleiter Sebastian Spath den Bus nach Oberbeuern steuert - ein Summen ist schon das ganze Fahrgerausch. Leise und angenehm. ,,Licht und Heizung zehren naturlich am Akku", sagt Lainé. ,,Das sind Erfahrungen, die wir mit dem Fahrzeug erst einmal sammeln mUssen und wollen", erganzt der fUr den Fuhrpark verantwortliche Stadtwerke-Abteilungsleiter JUrgen Herr. ,,Wichtig ist uns, dass der Bus im normalen Regelbetrieb eingesetzt wird." Seit ungefahr einem Jahr - kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, zu einer Zeit also, als der Klimaschutz noch die Tagespolitik dominierte, hat der Rampini seinen Dienst aufgenommen. ,,Wie haben ihn sukzessive in den Regelbetrieb genommen und nahezu das gesamte Fahrpersonal in das Fahrzeug eingewiesen", blickt Herr zurUck. Hersteller musste erstmal nachbessern " Seit FrUhsommer vergangenen Jahres ist der Rampini E80 tester Bestandteil des Fuhrparks und fast taglich im Einsatz: ,,Vor allem auf der Linie 208, unserer Stadtrundfahrtlinie, fUr die wir das Fahrzeug hauptsachlich ausgesucht haben", sagt Fahrdienstleiter Lainé. Und in den Abendstunden unterstutzt der E-Bus auch auf der Linie 205. Bei Berg- und Talfahrten wird das Elektrofahrzeug auf Herz, Nieren und Akkukapazitat getestet. 208 Kilometer legt der Bus taglich zurUck, die Laufleistung seit lnbetriebnahme gibt Herr mit rund 35.600 Kilometern an. ,,Dieses Jahr werden es wohl an die 50.000 Kilometer. Das ist eine gute Leistung." Der Energieverbrauch variiere abhangig von der Jahreszeit zwischen 80 und 11 O Kilowattstunden je 100 Kilometern. lm Marz wird ein neuer E-Bus erprobt ,,Die Fahrer haben die Ladestandanzeige naturlich immer im Blick", betont Lainé, und er raumt auch ein: ,,Manchmal wird man dabei schon etwas nervos." Aber es sei ,,noch niemand mit dem Bus liegen geblieben, weil plotzlich die Akkus leer waren", beruhigt Lainé schmunzelnd. Getankt, also aufgeladen, wird der E80 Ubrigens im Betriebshof in Oberbeuern. Oort ist die Gleichstromladestation installiert: FUnf Stunden hangt der Bus am Kabel, eher er wieder vollgeladen ist. Morgens um 6.40 Uhr ist Arbeitsbeginn fUr das acht Meter lange, 2,20 Meter breite und 3,20 Meter hohe Gefahrt, das als erster vollelektrischer Bus auf einer Linie des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) eingesetzt wurde. Es fahrt bis Mitternacht, zwischendurch muss es geladen werden. ,, Zwolf Sitzplatze, 16 Stehplatze und eine groBe Flache fur mobilitatseingeschrankte Fahrgaste stehen im Rampini zur Verfugung. ,,Er hat alles, was ein GroBer auch hat", betont Lainé. 8,7 Tonnen wiegt das Gefahrt, die verbauten Batterien allein bringen schon 2,5 Tonnen auf die Waage. ,,Funf Jahre sollen diese halten", sagt Herr. Betankt werde der Elektrobus okologisch mit Strom aus 100 Prozent Wasserkraft. Die CO2-Einsparung gegenuber einem neuen Diesel-Fahrzeug liege bei 28 Tonnen pro Jahr, sagt Herr. Dabei seien aber die CO2-Emissionen fur die Herstellung der Batterien nicht eingerechnet. Ob Elektromobilitat im Baden-Badener OPNV eine Technik der Zukunft ist, ,,mosse die Zeit zeigen. Wir testen dieses Fahrzeug und sammeln Erfahrungen", sagt Herr. ,,Und wir beobachten naturlich auch die Entwicklungen bei groBen Verkehrsunternehmen, die schon verstarkt auf E-Mobilitat setzen. Wir wollen auf jeden Fall am Ball bleiben", versichern Herr und Lainé. Schon im Marz erwarten sie einen groBeren E-Bus, der fur etwa eine Woche in der Kurstadt erprobt werden soll. Grundsatzlich sehe Lainé die Verkehrsbetriebe mit ihren beiden Busdepots in Oos und Oberbeuern als mogliche Ladestationen gut fur eine Elektrobus-Flotte geeignet. ,,Vielleicht gibt es dafur mal groBe staatliche Forderungen?" Herr verweist auf die derzeit noch immensen Kosten

 

(Fotos und Text von Nico Fricke)